Vernetzt – Über die 15. Jahrestagung des netzwerk mode textil e.V. mit Modeausstellung und Begleitprogramm in Berlin

Seit kurzem bin ich Mitglied des netzwerk mode textil e.V. (nmt), einem interdisziplinären Netzwerk von Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und Kreativen, Lehrenden und Lernenden.

Eine interessante Organisation, die kulturwissenschaftliche Textil-, Kleider- und Modeforschung fördert und interdisziplinäre Projekte verknüpft. (Die Homepage bietet eine Fülle von Informationen von hohem Nutzwert: Hier finden sich Hinweise auf die neuesten Publikationen, aktuelle Ausstellungen und Fachtagungen. Es gibt fachlich fundierte Buchrezensionen, Ausstellungsbesprechungen und eine gut sortierte Linksammlung.)

Vom 18. bis 21. Mai 2023 fand im Kulturforum am Potsdamer Platz Berlin die 15. Jahrestagung des nmt statt. Auf dem Programm stand dabei nicht nur die ordentliche Mitgliederversammlung, sondern auch ein Begleitprogramm, das so vielseitig war, wie die Mitglieder. Neben Workshops und Depotbesichtigungen gab es zahlreiche Vorträge, die die ganze Bandbreite der Mode- und Textilforschung von historischen Stoffmusterbüchern bis hin zu 3-D-Scan-Vorführungen, von Stopfen, Upcyceln und Kreislaufdenken bis hin zum Besuch von Berliner Design-Ateliers abgedeckt hat.

Eine gemeinsame Ausstellung verschiedener Berliner Mode-Hochschulen war für die Öffentlichkeit zugänglich. Absolvent*innen und Studierende zeigten fantasievolle Arbeiten aus ihren Abschluss- und Studienarbeiten.

Im Anschluss an die ordentliche Mitgliederversammlung am Samstag stellten Netzwerk-Mitglieder in einem offenen Forum ihre jüngsten Projekte vor. Die Themen waren vielfältig. Neben Ausstellungen wurden auch Design- und Nachhaltigkeitsprojekte präsentiert. Zum Beispiel Rutsis Lab (RUTSIS – Reviving Uzbekistan’s and Tajikistan’s Sustainable Ikat and Silk Production): ein Forschungsprojekt mit dem Ziel die lokale Seiden- und Ikatproduktion in Zentralasien wiederzubeleben und mit dem Fokus auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu fördern.

Spannend war auch der Vortrag von Sigrid Ivo, der Kuratorin des von ihren Eltern Hendrikje und Heinz Ivo gegründeten Taschenmuseums in Amsterdam, das auf der Suche nach einem neuen Besitzer und Standort für die umfangreiche Sammlerkollektion ist.

Während das Projekt „IRIS – lasst Farben wachsen“ über die Gründung eines deutsch-bulgarischen Zentrums zur Herstellung von Pflanzenfarben und die Entwicklung von ökologischen Färbemethoden auf Basis nachwachsender Rohstoffe informierte.

Atelierbesuch William Fan

Mein erster Programmpunkt war am Freitagder Atelierbesuch bei William Fan. Leider war der Designer selbst verhindert, aber die Studiomanagerin Louisa Valentina und der Salesmanager Nelson gaben uns dennoch schöne Einblicke in die Arbeit und die Kollektionen. Der Showroom in Berlin-Mitte ist klar minimalistich und hochwertig eingerichtet. Nach vorheriger Anmeldung kann man sich die Kollektion anschauen und in Ruhe die Modelle anprobieren. Noch in diesem Sommer will das Label im Vorderhaus ein Ladengeschäft eröffnen und darin neben den Modellen von William Fan auch Accessoires und Dekoartikel anbieten. Wer sich dafür interessiert, kann sich auf der Homepage von William Fan für den Newsletter eintragen und wird dann über die Eröffnung informiert.

Store William Fan, Grosse Hamburger Strasse 25, 10115 Berlin

Am Sonntag gab es noch weitere Programmpunkte zur Auswahl. Ich entschied mich für Atelier-Besuche bei der Modedesignerin Esther Perbandt und der Strickdesignerin Claudia Skoda.

Besuch bei Esther Perbandt

Das Atelier von Esther Perbandt liegt in der Almstadtstraße in Berlin-Mitte. Esther Perbandt nahm sich Zeit für unsere Gruppe und berichtete sehr offen und kurzweilig über ihren Werdegang, ihre aktuellen Projekte und Visionen.

Ein Besuch des Ladens lohnt sich, um die ganz in Schwarz gehaltenen Modelle genauer anzuschauen. Die Kollektion ist kreativ und hochwertig verarbeitet, bietet neben trendigen Statement T-Shirts auch wunderschön gestaltete Hosen, Jacken oder Kleider. Passende Schmuckstücke und Accessoires gibt es ebenfalls zu kaufen. Esther Perbandt wendet sich zwischen ihren Modekollektionen immer wieder spannenden Querprojekten zu. Wie zum Beispiel dem Kunstprojekt „Astro Noir – A journey through the textile landscapes of Esther’s black universe“, welches 2021 in der Galerie Jochen Hempel in der Baumwollspinnerei Leipzig zu sehen war. Im Laden kann man daraus das Werk Planet E II (135 x 135 cm) bewundern und auch erwerben.

Esther Perbandt Store, Almstadtstraße 3, 10119 Berlin, Öffnungszeiten: Di – Fr 10-19 Uhr, Sa 12-18 Uhr, Onlineshop: estherperbandt.com

Claudia Skodas Showroom

Direkt im Anschluss durften wir bei Claudia Skoda reinschnuppern. Claudia Skoda ist mit ihrer Mode eine Schlüsselfigur und Ikone der West-Berliner Underground-Szene der 1970er und 1980er Jahre und revolutionierte mit ihren außergewöhnlichen Designs das Verständnis von Strickmode. Sie arbeitet in einer künstlerisch gestalteten Berliner Altbauwohnung in Berlin-Mitte und präsentiert dort auch ihre aktuelle Kollektion ausgefallener dabei immer tragbaren Strickmode. Die Modelle sind nahtlos aus italienischen Viskosegarnen gearbeitet und haben sehr weibliche Schnitte, oft kunstvolle Motive oder Muster. Einen Termin gibt’s auf telefonische Anfrage.

Im Jahr 2021 fand die erste Einzelschau über das Schaffen Claudia Skodas in der Kunstbibliothek statt. „Dressed to Thrill“ präsentierte rund 200 zum Teil noch nie gezeigte Arbeiten von Claudia Skoda und Wegbegleiterinnen wie Martin Kippenberger, Luciano Castelli, Ulrike Oettinger, Tabea Blumenschein, Kraftwerk, Jim Rakete und vielen mehr. Aktuell werden Gespräche geführt, die Ausstellung auf internationaler Ebene erneut zu zeigen.

Fazit

Das Wochenende der Jahrestagung in Berlin war vollgepackt mit inspirierenden Themen und Begegnungen. Vielen Dank an die Organisatorinnen für diese hochspannende und toll organisierte Veranstaltung mit seinem hochkarätigen, sehr vielfältigen Begleitprogramm.

Ich freue mich, zu diesem Netzwerk zu gehören. Die Tagung im kommenden Jahr wird in Dresden stattfinden. Ich werde wieder dabei sein.

Beitragsbild: rawpixel.com auf freepik

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