Großartige Ausstellung „Textile Skulpturen“ in ehemaligem Kloster in Sevilla

Im Januar weilte ich zu einem Kurztrip in Sevilla und entdeckte die aktuelle Ausstellung „Textiles Instalativos del medio al lugar“ im CAAC Centro Andaluz de Arte Contemporáneo (= das Andalusische Zentrum für zeitgenössische Kunst) in Sevilla. Das CAAC liegt nördlich vom hippen Viertel Triana auf der linken Seite des Flusses Guadalquivir in einem ehemaligen Kartäuserkloster. Dank des besonderen Ortes ergibt sich ein spannender Dialog zwischen den textilen Kunstwerken und den sakralen Räumen.

Zu sehen sind die Werke von sechs Künstlerinnen: Hellen Ascoli, Paola Besana, Ulla von Brandenburg, Sheila Hicks, Belén Rodríguez und Pae White. Alle verwenden in ihren Arbeiten Textilien, Garne, Fasern und Stoffe.

Beim Eintreten in die Ausstellungsräume löst „Das Was Ist“ (2020) von Ulla von Brandenburg (geboren 1974 in Karlsruhe, lebt in Paris) ein ziemliches „Wow“ aus.

Das Werk besteht aus einer Reihe parallel aufgehängter bunter Vorhänge mit runden Löchern. Man kann hindurch sehen, wie durch eine Kamera und dazwischen umherwandern, sodass man immer wieder eine andere Perspektive auf das Kunstwerk und den Raum hat.

Genau das ist der Sinn. Laut der Künstlerin „…müssen wir über das Gewohnte hinausgehen, um Klarheit zu bekommen. Verschiedene Blickwinkel einnehmen, um die Welt auf neue Weise zu entdecken.“

Außerdem sagte sie: „Ich verwende Textilien, um Räume zu schaffen, in denen man so tun kann, als sei man an einem anderen Ort.“ (Ulla von Brandenburg in einem Interview mit Merel van Tilburg, 2018, Ausstellungskatalog Musée Jenisch,Vevey). Das ist ihr in Sevilla in dem altehrwürdigen Raum ganz besonders gut gelungen.

Vielleicht ist das Zitat im übertragenen Sinne auch auf Kleidung anwendbar. Wie man sich kleidet, erzeugt einen Eindruck, schafft einen eigenen Raum und ein Gefühl und dadurch die Möglichkeit jederzeit zu sein wer man will.

Die folgenden Skulpturen stammen von Paola Besana (geb. 26.06.1935, gestorben 21.06.2021), die mich ebenso sehr begeistert haben. Paola Besana bezeichnete sich selbst als Weberin, Designerin und Erforscherin textiler Kunst, gewebter Strukturen und traditioneller Webstühle. Sie begann schon früh mit der Weberei und studierte in den USA. In Mailand unterrichtete sie Schüler als auch Lehrer das textile Handwerk.

Im Jahr 1968 gründete sie in Mailand das Studio di Tessitura Paola Besana, eine Werkstatt und ein Zentrum für Forschung, Produktion und Lehre.

Ihre Werke sind gewebte dreidimensionale Strukturen, die durch die farbigen Garne grafisch wirken. Trotz der traditionellen Technik kommen sie modern und expressiv daher.

Weitere wunderbare Arbeiten von Sheila Hicks, Pae White , Belén Rodríguez und Hellen Ascoli sind ausgestellt.

Insgesamt ist Sevilla eine Reise wert. Der Besuch des Museums dann ein MUSS.

Am Wochenende finden auf dem Gelände hin und wieder auch kulturelle Events statt. Wir gerieten zufällig in einen „Electronic Lunch“ hinein…

Die Ausstellung läuft noch bis zum 15. Mai 2022

Alle Infos zu Ausstellungen und den Events findet man hier:

http://www.caac.es/index.html

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